Wir schließen – für viele, die um ihre Filiale gekämpft haben, ein trauriger Moment.

Galeria-Schließungen sind nicht für alle Innenstädte schädlich


Einzelhandel
26.06.2023 Autor/en: Dr. Joseph Frechen und Felix Schrader

Ende Juni sollen 19 Galeria-Warenhäusern schließen. Die Auswirkungen auf die Innenstädte sind allerdings längst nicht überall gleich, wie unsere interaktive Karte auf Basis von RIWIS-Daten zeigt. Manche Städte stecken das vergleichsweise gut weg, andere ringen sehr um tragfähige Nachnutzungen.

Das Worst-Case-Szenario – die Schließung sämtlicher Innenstadtstandorte – stellt dar, wie viel innerstädtische Verkaufsfläche im Verhältnis zur gesamten dortigen Verkaufsfläche wegfallen könnte. Aktuell beträgt die Verkaufsfläche von Galeria zwischen 6 % und 37 % der gesamten innerstädtischen Verkaufsfläche. Die Herausforderungen für Kommunen, Eigentümer und lokale Einzelhändler sind teilweise enorm. -> Interaktive Deutschlandkarte.

In den letzten fünf Jahren hat Galeria 25 Häuser geschlossen, heute betreibt Galeria noch 129 Filialen. Nach den 19 Schließungen Ende Juni mit mehr als 260.000 qm Verkaufsfläche werden nach aktuellem Stand im Januar 2024 noch einmal 20 Filialen mit über 250.000 qm Verkaufsfläche geschlossen. Die verbleibenden 90 Häuser sollen vorerst weitergeführt und modernisiert werden. Generell, das zeigt eine weitere, kürzlich durchgeführte Auswertung unseres Einzelhandelsteams, bleiben Warenhäuser eher in einwohnerreichen Städten und mit eher großen Verkaufsflächen offen.

Viele Galeria-Filialen haben jahrzehntelang den innerstädtischen Einzelhandel geprägt und waren wichtige Kundenmagneten. Obwohl sich der lokale Einzelhandel schon länger mit einem möglichen Leerstand auseinandersetzen konnte, wird dieser zunächst doch spürbar die Attraktivität der Stadtzentren beeinflussen. Eigentümer und Kommunen stehen vor der Aufgabe, eine geeignete und wirtschaftlich tragfähige Nachnutzung zu finden. Gute Beispiele für eine gelungene Transformation dieser Warenhausimmobilien sind vielfach bereits zu sehen – damit können Innenstädte wieder an Anziehungskraft gewinnen.

Laut Szenario würden in Heidelberg bei Schließung der beiden Warenhäuser 37 % innerstädtische Verkaufsfläche wegfallen (eine Filiale soll jedoch geöffnet bleiben). Es gilt jedoch, sämtliche Rahmenbedingungen zu betrachten: So dürften im Beispiel Heidelberg viel Tourismus, ein insgesamt attraktiver Einzelhandelsbesatz und hohe Mietpreise zu einem geringeren „Innenstadtschaden“ führen. Die Rahmenbedingungen in Städten wie Celle (31 %) oder Goslar (29 %) etwa sind da ungleich herausfordernder.

Worin liegen nun Chancen? Nach mehreren Schließungswellen kommen jetzt überwiegend Standorte in 1A-Innenstadtlagen auf den Markt, die sogenannten Doppelstandortfilialen. Durch die gute Lage bergen diese Geschäftshäuser vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten für Städtebau und Immobilienwirtschaft, und auch für erdgeschossige Handelsnutzungen bleiben diese Objekte gefragt.

 

Ansprechpartner: Dr. Joseph Frechen, Bereichsleiter Einzelhandel und Niederlassungsleiter Hamburg, frechen@bulwiengesa.de und Felix Schrader, Senior Consultant im Bereich Einzelhandel, schrader@bulwiengesa.de

Das könnte Sie auch interessieren

Für unser Magazin haben wir relevante Themen, häufig auf Basis unserer Studien, Analysen und Projekte, zusammengefasst und leserfreundlich aufbereitet. So ist ein schneller Überblick über Aktuelles aus der Immobilienbranche garantiert.

Umsatzgewinner 2024: Drogeriemärkte

Drogerien waren bereits 2023 die Umsatzgewinner im deutschen Einzelhandel, auch 2024 setzt sich dieser Trend fort. Stark zum Umsatzwachstum bei tragen die Eigenmarken und unternehmenseigene Apps. Ein Überblick über die vier Großen der Branche
>

30 Jahre bulwiengesa-Verbrauchsausgaben für die Einzelhandelsanalyse

Wie hoch ist die Nachfrage im Einzugsgebiet eines Supermarktes, Shopping- oder Fachmarktcenters, Discounters usw.? Egal ob bestehender Standort oder geplantes Projekt: Für die obligatorische Analyse der Einzugsgebiete haben wir unseren riesigen Datenschatz in der Anwendung „RIWIS Retail Markets“ hinterlegt
>

Der Einzelhandel muss umdenken – nur in welche Richtung?

Der neue „Retail Real Estate Report“ der Hahn Gruppe ist erschienen – ein Klassiker für alle, die sich mit Handelsimmobilien befassen. Seit 2018 wirken wir daran mit und haben erneut die wichtigsten Einzelhandelsbranchen, volkswirtschaftlichen Entwicklungen und Prognosen sowie Trends dargestellt
>

Interessante Publikationen

Hier finden Sie Studien und Analysen, die wir teilweise im Kundenauftrag erstellt haben oder in Eigenregie auf Basis unserer Daten und Martexpertise. Viele können Sie kostenfrei hier herunterladen und lesen.

BF.Quartalsbarometer Q4/2024

Verhaltener Optimismus bei weiter schwierigem Marktumfeld
>

Highstreet Report

Der Highstreet Report 2024 für CT Real Estate Partners beleuchtet erneut die Besatzstrukturen 141 deutscher Highstreets.
>

US Multifamily Monitor 2. Halbjahr 2024

Ein Marktreport von bulwiengesa für GAR German American Realty GmbH
>