Discounter im Wettstreit: Aldi versus Lidl
Der eine wächst sehr stark, der andere profitiert vordergründig kaum von den Umsatzanstiegen der Discounter während der Corona-Zeit. Warum? Das haben wir im aktuellen Retail Real Estate Report für die Hahn Gruppe herausgearbeitet.
Im 16. Report hat bulwiengesa erneut die Branchen des Lebensmittel- und Non-Food-Einzelhandels analysiert sowie die Chancen und Herausforderungen betrachtet.
Lidl und Aldi, traditionell scharfe Wettbewerber, haben sich im Corona-Jahr 2020 sehr unterschiedlich entwickelt. Bei Lidl ist die Flächenproduktivität deutlich angestiegen, der Umsatz über neun Prozent gewachsen. Und Aldi? Der Discounter konzentrierte sich überwiegend auf die Eröffnung neuer Filialen und Erweiterung der Filialflächen.
Lidl, mit 11.550 Filialen (Aldi: 11.235) in 28 Ländern vertreten, hat 2020 die Anzahl der Standorte sowie die durchschnittliche Verkaufsfläche je Filiale nur marginal erhöht. Deshalb wurde ein deutlicher Anstieg der Flächenproduktivität um 7,5 Prozent auf 9.570 Euro pro Quadratmeter Verkaufsfläche gegenüber dem Vorjahr erzielt. Dieses Ergebnis kann auch als Resultat der von Lidl während des Lockdowns im ersten Halbjahr 2020 umgesetzten Philosophie gewertet werden, sich weniger auf die Expansion, als vielmehr auf die kontinuierliche Warenversorgung zu konzentrieren. Für das laufende Jahr hatte Lidl hingegen eine Rückkehr zur expansiven Filialpolitik geplant. Es wurden und werden wieder deutlich mehr Märkte eröffnet sowie mit der Modernisierung bestehender Märkte einhergehende Flächenerweiterungen vorgenommen. Dabei könnte Lidl auch davon profitieren, dass die Chancen gestiegen sind, gute Standorte in Innenstadtlagen anzumieten. Im Zuge der Corona-Pandemie werden vereinzelt geeignete Flächen frei, die aufgrund eines attraktiven Mietniveaus auch für Discounter vielversprechende Perspektiven bieten. Die durchschnittliche Filialgröße liegt aktuell bei 917 qm, bei Neuentwicklungen werden Märkte mit einer Verkaufsflächengröße von 1.200 bis 1.400 qm gesucht.
Auch Aldi Süd möchte speziell in den attraktiven Metropolen die Zahl der Standorte erhöhen. Hierzu wurden die Expansionsstrukturen neu aufgestellt. So wurden u. a. Projektteams in verschiedenen Großstädten gebildet, um den Kontakt mit Investoren, Projektentwicklern und Kommunen zu intensivieren. Bereits umgesetzt wurde die Kooperation mit Galeria (vormals Galeria Karstadt Kaufhof). Daraus gingen acht neue Aldi-Filialen in Warenhäusern hervor. Gleichzeitig nimmt Aldi Süd Maßnahmen zur Kostensenkung vor und löst dazu weitere vier Regionalgesellschaften auf.
Hinsichtlich der Filial- und Flächenentwicklung zeigte sich ein leicht abweichendes Bild zwischen Aldi Süd und Nord. Aldi Süd eröffnete 2020 bereits 21 neue Märkte, Aldi Nord keine. Die durchschnittliche Filialgröße von Aldi Nord ist auf 922 qm Verkaufsfläche gestiegen, die von Aldi Süd auf 1.010 qm Verkaufsfläche. Beide haben damit deutlich die Schwelle zur „Großflächigkeit“ (800 qm Verkaufsfläche) überschritten. Aldi Süd eröffnete zudem in Mülheim/Ruhr mit 2.000 qm Verkaufsfläche seinen weltweit größten Discountmarkt, Aldi Nord in Hamburg eine Filiale mit 1.700 qm Verkaufsfläche als bislang größten Markt. Aldi tritt damit den Beweis an, auch Großflächen betreiben zu wollen bzw. zu können.
Insgesamt partizipierte der Lebensmitteldiscounter Aldi im vergangenen Jahr nicht in gewohntem Maße an der Wachstumsdynamik des Discountsegments, sondern blieb mit einem Umsatzzuwachs von 5,3 Prozent von Aldi Süd bzw. 5,5 Prozent von Aldi Nord hinter dem Gesamtumsatzwachstum des Betriebstyps Discounter (6,5 Prozent) zurück.
Discounter erhöhen Online-Aktivitäten
Aufgrund der Erfahrungen in der Corona-Pandemie stellt Aldi auch seine Online-Aktivitäten neu auf. Hierzu haben Aldi Süd und Nord eine gemeinsame operative Gesellschaft gegründet, um einen einheitlichen Online-Shop („Aldi liefert“) ohne regionale Differenzierung zu unterhalten. Zielsetzung ist es, nicht nur das Non-Food-Angebot besser aufzustellen, sondern künftig auch Food-Artikel aufzunehmen. Letzteres wird jedoch für Lebensmitteldiscounter mit ihren niedrigpreisigen Artikeln hinsichtlich der Profitabilität als große Herausforderung eingestuft.
Lidl treibt mit der bereits im Jahr 2019 angekündigten Loyality-App „Lidl Plus“, die in der zweiten Jahreshälfte 2020 startete, das Mobile Payment voran. Inzwischen kann die App, die anfangs nur in Berlin und Brandenburg verfügbar war, bundesweit eingesetzt werden. Für den Kunden resultieren aus dem Einsatz der App neben der elektronischen Bezahlung weitere Vorteile wie spezielle Bonusprogramme, digitale Kassenbons, Rabatte bei Werbepartnern etc.
Hinweis: Der 16. Retail Real Estate Report kann auf der Website der Hahn AG heruntergeladen werden.
Ansprechpartner:
Dr. Joseph Frechen
Bereichsleiter Einzelhandel
frechen@bulwiengesa.de
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