Vorreiter: Nach dem Aus des Horten-Warenhauses wurde hier bereits um 2000 ein Kultur- und Verwaltungszentrum etabliert.

Kleine Städte vor großen Aufgaben


Einzelhandel
10.01.2025 Autor/en: Dr. Joseph Frechen

Mehrgeschossige Einzelhandelsflächen sind eine Herausforderung. Leerstand droht nicht nur in aufgegebenen Warenhaus-Standorten. Unsere Kurzstudie im Auftrag der Berlin Hyp zeigt Markttrends und Beispiele für gelungene Nachnutzungen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den kleineren, den C- und D-Städten.

Die Kurzstudie „Nachnutzung von innerstädtischen Einzelhandelsgroßflächen“ für die Berlin Hyp analysiert die Ausgangslage in Deutschland und zeigt Markttendenzen. Der stationäre Einzelhandel kommt nicht in Schwung: Marktanteile gehen an den Onlinehandel, die Konsumlaune ist verhalten und die Umsätze sinken; die Veränderungen im Handel ziehen einen Strukturwandel in unseren Innenstädten nach sich. Entsprechend geht die Nachfrage nach Flächen zurück. Dieser anhaltende Trend verschärft die Suche nach Mietern für mehrgeschossige, große Ladengeschäfte ab 300 Quadratmetern.

Besondere Herausforderungen für C- und D-Städte

Während Schließungen und Verkleinerungen im Einzelhandel in den Top-Städten oft noch aufgefangen werden können, trifft es die kleineren Städte erheblich. Allein in den C- und D-Städten waren zwischen 2018 und 2023 mit -24,2 Prozent und -23,2 Prozent die größten Mietrückgänge zu verzeichnen. Gleichzeitig verfügen die C-Städte über den zusammengenommen größten Anteil von L- und XL-Einzelhandelsflächen, gut ein Viertel aller Flächen sind größer als 300 bzw. 1.000 Quadratmeter. Neue Mieter sind kaum zu finden und Nachnutzungen brauchen langfristige und nachhaltige Lösungsansätze. Diese wiederum müssen in Einklang mit dem Bebauungsplan erstellt werden. Weitere Herausforderungen sind die baulichen Spezifikationen (Tiefe, Belichtung) der bestehenden Flächen. Diese können nur mit Einsatz erheblicher Mittel und Zeit neuen Nutzungen zugeführt werden, was bei dem Mitniveau in C- und D-Städten schnell die Wirtschaftlichkeit unter Druck bringt.

Kreative Ideen sind gefragt – und die Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden

Es gibt aber diverse erfolgreiche Beispiele von ehemaligen Warenhausobjekten in kleineren Städten. Während die Entwicklung in Richtung Leerstand schon viel früher eingesetzt hat, entstehen durch Kreativität und Experimentierfreude spannende Konzepte für den Erhalt und die Aufwertung der Innenstädte. In Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand können planungsrechtliche Schritte, z.B. mit der Gebietskategorie „Urbanes Gebiet“ statt „Kerngebiet“, und langfristige Strategien für Mischnutzungen erarbeitet und umgesetzt werden.

Einige gelungene Beispiele für solche Formen der Nachnutzung werden in der Studie vorgestellt. Eine Vorreiterrolle hat in diesem Zusammenhang das „Rheinische Landestheater und Kreishaus, Neuss“. Nach dem Ende des Warenhausstandortes Horten wurde hier bereits um die Jahrtausendwende ein multifunktionales Kultur- und Verwaltungszentrum etabliert. Ein Beispiel aus jüngerer Zeit ist der Umbau des ehemaligen Hertie in Lünen. Aus dem Warenhaus wurde nach einer längeren Umbauphase und unter starkem Engagement der Stadt Lünen im Jahr 2017 ein Wohn- und Geschäftshaus mit Einzelhandel, Gastronomie und Wohnen.

 

Hinweis: Die Presseinformation sowie die vollständige Studie kann kostenfrei auf der Website der Berlin Hyp heruntergeladen werden.

Ansprechpartner: Dr. Joseph Frechen, Bereichsleiter Einzelhandel, frechen@bulwiengesa.de

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